Volontariat in der Fach-PR: Meine FAQ
„Was bedeutet Fach-PR, und was macht man als Volontär?“ Das hatte ich mich vor eineinhalb Jahren selbst noch gefragt. Jetzt, mitten im Volontariat in der Fachkommunikation, kann ich schon mehr dazu sagen. Familie, Freunden und Bekannten beantworte ich immer wieder ähnliche Fragen dazu. Deshalb hier meine persönlichen FAQ für alle, die sich für Fachkommunikation und/oder ein Volontariat in diesem Bereich interessieren.
1. „Wie kamst Du denn da drauf?“
Nach dem Studium wollte ich, wie so viele, irgendwas mit Medien machen. Allerdings ohne Kamera und Mikro – vielmehr Interesse hatte ich am Schreiben: gerne in einer Redaktion, zu wirklich interessanten Themen, vielleicht auch kreativ, aber nicht in der Werbung. Jedenfalls wollte ich Texte mit einer Halbwertszeit von mehr als einem Tag schreiben.
So richtig ließ sich das lange nicht unter einen Hut bringen. Erst im Laufe der Jobsuche fiel dann der Groschen. Die Stichworte „Volontariat“, „Redaktion“ und „Technik“ führten mich zu einer PR-Agentur in meiner alten Heimat. Die Lösung hieß: Fach-Kommunikation, Fach-PR, oder – international gebräuchlicher – Tech-PR!
Ich bin in Frankfurt-Höchst, vor den Toren eines der größten Industrieparks Deutschlands, aufgewachsen. Und so fühlte ich mich Industriethemen schon immer irgendwie verbunden. Insofern war es vielleicht kein Zufall, dass ich – nach Studium, erstem Arbeiten und Auslandsaufenthalt – genau hierhin zurückkehren durfte, um meine Ausbildung zum Fach-Redakteur zu beginnen.
2. „Fach-PR. Was ist das denn?“
Fach-PR ist spezialisierte Öffentlichkeitsarbeit. Hier machen wir insbesondere Pressearbeit im B2B-Bereich und für technische Produkte und Dienstleistungen. Das heißt, wir helfen Unternehmen, die wiederum für Industriekunden arbeiten, in ihrer jeweiligen Branche bekannt zu werden. Ein Beispiel wäre ein Zulieferer, der hitzebeständige Turbinenschaufeln für Biomasse-Kraftwerke herstellt.
Unsere thematischen Schwerpunkte sind u.a. Energie, Verfahrenstechnik, Industrie 4.0 und Betriebssicherheit. Ziel ist es grundsätzlich, die Botschaften des Unternehmens klar zu fassen, einfach zu beschreiben und wirksam zu verbreiten. Im Alltag sind wir Vermittler oder auch Brückenbauer zwischen Experten auf der einen und Fachmedien auf der anderen Seite.
3. „Und was genau ist dabei Dein Job als Volontär?“
Mein Aufgabenspektrum ist recht weit. In erster Linie mache ich aber ein Volontariat zum Fach-Redakteur. Das heißt: Als Volontär lerne ich, verständliche Texte zu schreiben, die zugleich informieren und verkaufen und dafür in Fachmedien erscheinen. Dazu zählen
- Fachbeiträge
- Reportagen (etwa zu industriellen Großprojekten)
- Advertorials und vor allem
- Pressemitteilungen sowie
- Produktinformationen.
Fachbeiträge sind Artikel zu einem spezifischen Thema, über das branchenbezogene Medien berichten. Sie machen einen Großteil unserer redaktionellen Arbeit und Spezialisierung aus. Wir sprechen zunächst mit den Experten auf Kundenseite, recherchieren zum Thema und erarbeiten dann einen ersten Textentwurf für die Abstimmung mit den Kunden. Daneben ist auch die Fachpressearbeit ein wichtiger Teil unserer Arbeit.
4. „Fachpressearbeit? Was ist das denn?“
Ohne eine Platzierung in einem Medium – also einen vom Verlag bestellten Text – gibt es keinen Bedarf an redaktioneller Arbeit. Wenn wir von einem Kunden ein spannendes Thema bekommen, sprechen wir die Redaktionen der Zeitschriften dazu an und versuchen diese dafür zu interessieren.
Wir überlegen also, für welche Zeitschriften und Schwerpunktausgaben das Thema relevant ist. Dann nehmen wir Kontakt mit den jeweiligen Redaktionen auf und liefern ihnen eine kurze Themenvorschau.
Wenn die Redakteurin oder der Redakteur vom Thema überzeugt ist und einen Artikel dazu veröffentlichen will, klären wir anschließend die Rahmenbedingungen – etwa den Umfang und Abgabeschluss. Bei Bedarf vermitteln wir zusätzliche Informationen, Kontakte oder Bildmaterial.
5. „Ist das der ganze Job?“
Es gilt zudem, den Überblick zu behalten und erzielte Veröffentlichungen zu dokumentieren Wir sammeln Belegexemplare ein und leiten sie an den Kunden weiter. Mit über 700 Fachmedien in unserem Portfolio erfordert das ein hohes Maß an Sorgfalt.
Darüber hinaus bin ich Teil der Social-Media-Redaktion. Dort arbeite ich vorrangig an unseren Social-Media-Auftritten mit. Wir berichten von Messebesuchen, Fortbildungen oder internen Events.
Das gibt mir auch die Möglichkeit zu schauen, was andere Agenturen so machen, was es für branchenrelevante Neuigkeiten gibt oder welche Trends die führenden Fachmedien verfolgen. Auch an Websiteprojekten für Kunden arbeite ich mit.
6. „Und, bist Du zufrieden mit dem Volontariat?“
Bereits seit dem ersten Jahr Fach-PR arbeite ich im direkten Kontakt für international angesehene Kunden und zu aktuellen Branchentrends. Als Volontär bedeutet das, sich mit ständig neuen komplexen Inhalten auseinanderzusetzen und die führenden ExpertInnen und RedakteurInnen auf dem Gebiet kennenzulernen. Dabei lerne ich ständig dazu – redaktionell und fachlich zugleich.
Neben der Leidenschaft fürs Schreiben gehört also auf jeden Fall auch Interesse an den Fachthemen der Kunden dazu. Mir hilft mein Faible für technische Zusammenhänge. Die Politik- und Jura-Vorlesungen an der Uni haben sicher auch nicht geschadet, z. B. wenn es um das Verständnis technischer Regelwerke oder Verordnungen geht.
In unserem Team bekommt man alle Arbeitsschritte eines Kundenauftrags mit und in den regelmäßigen Redaktionsmeetings halten wir uns gegenseitig zu den aktuellen Projekten auf dem Laufenden. Die meisten Aufgaben, die anfallen, werden unkompliziert innerhalb des Teams verteilt. Das macht auch meinen Job als Volontär vielfältiger und spannender. Entgegen aller Agentur-Klischees genieße ich geregelte Arbeitszeiten. Die Arbeit ist zwar wichtig, aber nicht alles. Zu unseren „Sundownern“ beispielsweise kommen aktuelle und ehemalige KollegInnen, manchmal auch mit Kind und Kegel.
Fazit
Wer redaktionell arbeiten möchte und technisches Interesse mitbringt, sollte über eine Karriere in der Fachkommunikation nachdenken. Das Volontariat in einer kleinen, spezialisierten Agentur hat den Vorteil, dass man nicht in der zweiten Reihe arbeitet – sondern direkt vorn beim Kunden dabei ist und eigene Textprojekte umsetzt.